Heute hatte ich im mittleren Burgenland zu tun gehabt und – früher als geplant – meine Termine absolviert. Auf der Rückfahrt in den Süden hatte ich nun also mehr Zeit zur Verfügung und das spätsommerliche Wetter präsentierte sich von seiner besseren Seite. Also beschloss ich spontan, eine Wanderung einzulegen. Nach einem Blick ins Webtool, war es entschieden: Der Planetenwanderweg in Bernstein passte ausgezeichnet.
Am Startpunkt der Tour, dem Hauptplatz in Bernstein, findet man genügend Parkplätze für den PKW. Eigentlich seltsamerweise zu viele. Hier hatte der Tourismus sichtlich auch schon bessere Tage erlebt. Einige geschlossene Geschäfte mit verwaisten Auslagen zeugen davon. Nichtsdestotrotz, das war ja nicht mein Problem. Also – auf geht’s das Sonnensystem erkunden.
Allerdings hatte ich meine Probleme, den Anfang der Tour zu finden. Doch eine sichtlich ortskundige Dame, am Straßenrand, war schnell angesprochen.
„Guten Tag, entschuldigen sie bitte – wo finde ich den Planetenwanderweg?“, fragte ich freundlich und bemühte mich dabei, nicht allzu dämlich dreinzuschauen.
„Der ist ja eh hier!“, entgegnete sie schmunzelnd und zeigte auf ein Gebilde.
Weil er tatsächlich vor meiner Nase war. Zwei Meter neben mir stand die Skulptur der Sonne. Der Anfang des Weges.
„Ähm, vielen Dank!“, nun musste ich selber lachen und verdrehte die Augen dabei.
„Vergessen sie aber nicht sich etwas zum Trinken mit zu nehmen. Der Weg wird oft unterschätzt.“, gab sie mir noch einen guten Rat mit auf den Weg.
Na so schlimm wird der schon nicht sein, dachte ich mir. Ein Themenweg halt. Und trinken, konnte ich nachher sicherlich auch noch.
„Ach, das wird schon gehen. Vielen dank.“, bedankte ich mich artig.
Ihr Blick blieb aber skeptisch, aber immerhin hatte sie mir den Rat mit gegeben.
Gleich zu Beginn steht hier natürlich, wie schon erwähnt, unser einziger Stern: die Sonne. Am Hauptplatz in Bernstein, gleich neben dem Felsenmuseum. Ein grosses Gebilde mit mehr als einem Meter Durchmesser. Absolut nicht zu übersehen. Gleich daneben, auf einem Schild aus Messing, sind auch Informationen zu unserem Zentralgestirn angebracht. Eine gute Idee, Wandern bildet.
Die Planeten am Themenweg sind so angeordnet, dass ihre Entfernung vom Startpunkt der Tour – und auch zueinander – proportional jener im Sonnensystem entspricht. Auch die Größe der Himmelskörper sind verhältnismäßig dargestellt.
Und da Merkur, relativ nahe, der Sonne gleich am nächsten ist, macht es Sinn das auch dieser unweit des Gestirns, ebenso noch am Hauptplatz zu finden ist. Ein klein wenig suchen – und schon ist er gefunden. Mit dem obligatorischen Messingschild an Infos, das natürlich auch auf allen anderen Himmelskörpern zu finden ist.
Schräg gegenüber, von der Sonne aus gesehen, wird dann auch der Wegweiser von mir entdeckt: „Planetenwanderweg“ – mit einem Pfeil in Richtung einer Gasse hinein. Jetzt nimmt meine Wanderung so richtig Fahrt auf. Also rein in die „Marktgasse“, so ihr Name, und Augen offen halten. Die Venus war das nächste Ziel.
Und ebenso schnell wie erwartet ist sie dann auch schon gefunden. Ist ja auch im Sonnensystem verhältnismäßig nahe am Merkur im inneren Kreis positioniert. Und auch die Erde steht unweit der Venus, am Weg. „Das geht ja schnell“, sinnierte ich, „Da bin ich ja bald durch.“ Es waren noch keine 10 Minuten vergangen.
Und noch während ich vor mich hindachte, stand da auch schon vor unserer Mutter Erde. Wie klein sie ist, im Verhältnis zur riesigen Sonne am Hauptplatz. Wenn man das hier so sieht kriegt man tatsächlich eine Art Gefühl für die Verletzlichkeit unserer Mutter Erde. Ja, wir sollten besser auf sie aufpassen! Unbedingt!
Derartigen Gedanken nachgrübelnd hätte ich fast die Station vom Mars verpasst. Ich sah auf den Tracker. Noch nicht mal 300 Meter. Und schon Sonne, Merkur, Venus, Erde und Mars absolviert.
In Gedanken fragte ich mich bereits, ob mich die Dame ein wenig veräppeln wollte mit der „Wasserflasche“. Na ja, vermutlich hab ich wie ein typischer Tourist ausgesehen. Von einem Termin kommend. In, mehr oder weniger, legerer Alltagskleidung. Ohne Wanderschuhe.
Sei‘s drum. Wenn ich schon dabei bin, gehe ich den Weg natürlich zu Ende. Die Marktgasse also weiter entlang. Und dann rechts weg, die Badgasse hinunter. Hier fällt die Route erstmal steil bergab. Und bis hierher auch angenehm, durchwegs auf Asphalt, zu gehen. „Was kommt nach dem Mars?“, fragte ich mich. „Ahja, Jupiter.“ Der musste es sein. Aber er war nirgends zu sehen. Ob ich den übersehen hatte?
Aber nein, da war er ja. Nach etwa 15 Minuten Gehzeit, bei Streckenkilometer 0,8, etwa in der Mitte der Badgasse, liegt seine Station hier. Und seine Grüße war schon eine andere Kategorie, wie die drei davor absolvierten. In diesen „Gasriesen“ passen einige „Erden“ rein. Aber keine Sonne. Die war natürlich um etliches größer.
Ich war nun am Ende der Badgasse angekommen. In einer „Links-Rechts-Schleife“ durchschritt ich die Talsohle. Hier nun nach links einbiegen sagt mir der nächste Wegweiser. Mache ich.
Vor mir liegt nun ein Weg, der steil bergauf geht. War aber auch irgendwie logisch. Wenn es bergab geht, geht es auch irgendwann wieder bergauf. Jetzt war also „irgendwann“.
Kurz vor dem Wegweiser finde ich aber auch schon „Saturn“ mit seinen markanten Ringen. Die ja eigentlich gar keine „echten Ringe“ sind und nur aus einem Geröll-Ensemble aus Eis und Steinen bestehen, die den Planeten umkreisen.
Ein wenig Wissen war noch hängen geblieben, aus der Schulzeit und meinem ehemaligen jugendlichen Steckenpferd: Astronomie.
Und jetzt geht’s ans Eingemachte. Steil bergauf. Auf der Suche nach Uranus …
Mittlerweile war ich auch schon eine halbe Stunde unterwegs und hatte knappe zwei Kilometer hinter mir. Also ganz so schnell, wie ich nach den ersten paar Planeten gedacht hatte, ging es nun doch nicht. Und ich erinnerte mich daran: die proportionalen Entfernungen der Planeten.
Nach 45 Minuten und 2,2 Kilometer war noch immer kein Uranus zu sehen. Aber dafür etwas Unverhofftes. „Norisch-Pannonische-Hügelgräber“ steht hier auf einem Wegweiser. Hm. Ich überlegte.
Der Wegweiser zeigte von der Strecke weg. Also ein Umweg. Aber egal. Wenn ich schon mal hier war. Auf geht’s zu den Gräbern.
Der Weg führt hier nun wieder bergab. Zunächst über offenes Land und einen Feldweg, dann in einen Wald hinein. Und bald darauf – zwei, drei Kurven später – steht man auch schon vor dem ersten Hügelgrab. Durch das man sogar „hindurch“ gehen kann. Daneben liegt eine Art „Steingarten“. Und dabei auch einige Bänke zum Rasten.
Das ist mein Stichwort: Pause machen. Jetzt denke ich auch an den berechtigten, nützlichen Rat der netten Dame: „Etwas zum Trinken mitnehmen.“ Tja …
Das Ensemble hier besteht aus dem schon erwähnten Grab, den mittelgroßen, kantigen, grün schimmernden Steinen, der Rastmöglichkeit und vielen Info-Tafeln.
Hier kann sich der Besucher kundig machen über die Geschichte der Gräber, woher die Steine kommen, die hier liegen und vor auch über das „Warum“. Informationen über die Energetik des Platzes runden das Erlebnis ab.
Und die Energetik kann ich persönlich bestätigen. Bereits bevor ich irgendwelche Infos gelesen hatte, fühlte ich mich merklich besser. Erholter. Und Energie geladener. So, als würde ich mich hier tatsächlich „aufladen“. Irgendwie bemerkenswert.
Und das, ohne einen Schluck Wasser getrunken zu haben. Sichtlich gibt es noch einiges mehr zwischen Himmel und Erde, als wir aktuell noch zu wissen glauben.
Ein wirklich schöner und angenehmer Platz hier. Schattig, ruhig, mystisch. Und empfehlenswert. Sowohl als optisches, wie auch als energetisches Erlebnis. Für mich was das jetzt natürlich auch perfekt. Ich war frisch, erholt und sogar richtig ausgeruht. Und bereit für das „äußere Sonnensystem“.
Es gäbe übrigens hier auch noch mehr Gräber zu besichtigen. Hinweisschilder weisen hier die Richtung und den weiteren Weg, tiefer in den Wald hinein. Aber darauf verzichte ich heute. Ich habe ja noch das halbe Sonnensystem vor mir.
Ich verabschiedete mich wieder von diesem Platz und lenkte meine Schritte wieder bergauf, aus dem Wald hinaus, zurück zum Planetenwanderweg. Angekommen an der Kreuzung, von der ich gekommen war, nun rechts weg, weiterhin mit der Frage im Kopf: Wo ist bloß Uranus.
Da ist er ja! Nach etwa einer Stunde und fünfzehn Minuten verstrichener Zeit entdecke ich seinen Platz, hier am Weg. Daneben eine Bank zum Rasten.
Eine solche Möglichkeit zur Erholung steht übrigens auch bei jedem anderen Planeten am Weg. Natürlich verzichte ich jetzt auf die Pause. Hatte ich ja erst gemacht und außerdem war ich ja auch sowas von energiegeladen.
Ab hier wandelt sich auch das Gesicht der Tour. War der vorherige Abschnitt eher steil bergauf und eher durch schattige, waldige Teile gegangen, so führt die Route nun über ein Hochplateau mit toller Aussicht.
Weit übers Land darf hier der Blick schweifen. Über satte Wiesen in bunten Farben, auf denen in einiger Entfernung dort und da ein Hochsitz zu finden ist. Das alles im Rahmen sanft, geschwungener Hügel. Wirklich schön.
Allerdings strahlt die Septembersonne ab hier auch mit ihrer noch vorhandenen Kraft vom Himmel. Und die ist nicht ohne. So schön, wie sie ist, so warm ist sie auch.
Ich ziehe meine Jacke aus, binde sie um meine Hüften und marschiere durch die Hochebene. Hier entdecke ich einen Ameisenhaufen, dort springt ein Reh über die Wiese. Das Leben ist schön und mir geht es nun richtig gut.
Da tritt der nächste Planet, Neptun, auf dessen Weg ich ja grad bin, glatt in den Hintergrund, ob der Schönheit der Natur.
Der Weg ist hier auch wieder gänzlich asphaltiert, so wie der gesamte Planetenwanderweg. Nur das Stück zu den Hügelgräbern war geschottert. Und dieses schwarze, schmale Band zieht sich hier nun geschwungen durch die Landschaft. Abermals traumhaft.
Da gerät man richtig ins Schwärmen. Zu meiner Linken öffnet sich nun auch die, ohnehin schon weite, Sicht und verwandelt sich in ein Panorama.
Weit hinten bzw. unten kann ich den Ort Bernstein sehen, von dem aus ich gestartet war. Mittig im Ort, thront das Schloss Bernstein, mit seinen markanten Türmen. Toll. Dahinter, an den Bergen am Horizont, kann ich auch einen Steinbruch erkennen.
Vermutlich gehören die Berge zur „Buckligen Welt“ in Niederösterreich? Ich weiß es nicht. Wie auch immer. Dieses Panorama genieße ich nun ein wenig. Mache einige Fotos und kann mich gar nicht daran sattsehen.
Leicht und unbeschwert spaziere ich hier nun dahin und nach einer Stunde und vierzig Minuten erreiche ich auch den nächsten Planeten. Hier, bei einer Weggabelung stoße ich auf Neptun. Natürlich auch mit Info-Schild und Bank.
Aber ich möchte nicht rasten. Die Straße hinunter kann ich nun auch schon wieder einige Häuser sehen. Ich nähere mich, aktuell auf Streckenkilometer 4,6 marschierend, langsam wieder dem Ort.
An der Ortstafel vorbei wandere ich wieder nach Bernstein hinein. Vorbei an einer „Serpentin-Werkstätte“, an schmucken kreativ gestalteten Vorgärten den Gehsteig entlang.
Bald bin ich wieder an der Hauptstraße angekommen und bin nun nicht mehr weit vom Startpunkt, ergo auch dem Ziel, meiner Reise entfernt. Aber – wo ist Pluto?
Der Planetenstatus wurde dem Zwergplaneten ja, vor nicht langer Zeit, aberkannt. Aber der Wanderweg existiert ja schon länger. Also musste er da sein. Oder nicht?
Trotzdem ich mit offenen Augen die Straße entlang marschiere, ich entdecke ihn nicht. Ein wenig enttäuscht komme ich dann am Hauptplatz an und fühle mich irgendwie … „unvollendet“. Hm.
Nein, das kann ich so nicht auf mir sitzen lassen. Also rein ins Auto. Die Hauptstraße mit offenen Augen, nach links und rechts blickend, entlang fahrend suche ich „Pluto“. Das kann ja nicht sein … und da entdecke ich ihn. In der Nische einer Hecke: Pluto!
Ich war auf der gegenüber liegenden Straße vorbei gewandert. Soviel zum Thema „Augen offen halten“. Aber nun war die Tour vollendet. Perfekt.
Resümee: eine wirklich, wirklich schöne Runde. Und die norisch-pannonischen Hügelgräber auch noch dazu. Durchaus empfehlenswert. Und wer danach noch mag: Das Felsenmuseum, am Hauptplatz in Bernstein, ist auch einen Besuch wert. Aber das war bei uns – im Rahmen eines Family-Ausflugs – eine andere Geschichte.
Und nicht vergessen: Wasserflasche mitnehmen und vielleicht auch passendes Schuhwerk!
Ich jedenfalls, flitze jetzt rein ins nächste Café am Hauptplatz. Auf ein oder zwei große Gläser Wasser und eine gute Melange dazu. Schön war’s.
Günther Schranz, 16. September 2019
Touralbum
Karte
Daten
Tour 31
▷ 6,2 km | △ 88 hm | ⌚︎ ca. 2 h 5 m
Strecke:
Durchgehend Asphalt
(ausgenommen Hügelgräber)
Tipps & Infos:
Wasserflasche mitnehmen
Einkehrmöglichkeit(en):
Diverse Cafés im Zentrum