Im Moment war ich ja schwer damit beschäftigt unser gemeinsames Projekt voranzubringen und die Website endlich reif zur Veröffentlichung zu machen. Wer Derartiges schon einmal gemacht hat, weiß von wie vielen Stunden am Computer ich da spreche. Das dies gesundheitlich, speziell für meine „Wampe“, nicht gerade von Vorteil ist, dürfte selbsterklärend sein.
Also habe ich mich heute aufgerafft und vom Bildschirm „weggezwungen“. Auf geht’s zu einer Wanderung in der näheren Umgebung. Und dabei unseren neuen Lebensmittelpunkt, Neustift bei Güssing, wieder ein wenig mehr kennen zu lernen.
Meine Tour startet am Hauptplatz in Neustift bei Güssing, gleich neben dem Gemeindeamt. Hier gibt es, quasi immer, genügend Parkplätze für das Vehikel. Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser Parkplatz jemals voll gewesen wäre?! Eher das Gegenteil. Mir soll’s recht sein.
Tracker auf „On“. Wasserflaschengürtel umgeschnallt. Eine leichte Jacke um die Hüften gehängt. Auto abgesperrt. Und los geht’s.
Die Temperaturen kratzten heute zwar an der 30°C Marke, aber sobald die Sonne weg ist, wird es aktuell richtig frisch. Und die wird früher oder später untergehen, im Laufe meiner Tour. Also besser eine leichte Jacke dabei haben, als nachher wieder ein paar Tage mit Schnupfen und Co. verbringen. Das kannte ich ja schon.
Meine Route führt mich heute zunächst die Dorfstraße hinauf, Richtung Nordosten. Vorbei am Gemeindeamt und an einem „Holzkegelclub“ (was immer das sein mag), der sein Vereinareal am Waldrand hat. Bilder von übergroßen Wikingern laufen in meinem Kopf ab, die Bäume „umkegeln“. Und danach mit „Skoll!“ darauf anstoßen.
Und schon ein paar Meter weiter marschiere ich beim Kriegerdenkmal vorbei. Wo wir ja grade bei den Wikingern waren. Zum Denkmal führen hier ein paar Stufen zum hinauf, das – prominent und gepflegt – zwischen zwei Thujen platziert ist. Ein schönes, respektvolles Arrangement.
In weiterer Folge geht es bei dem ungewöhnlichen Konstrukt des Feuerwehrhauses vorbei. So ganz genau weiß man es im ersten Moment nicht, worum es sich hier handelt. Ist es nun eine moderne Kirche? Oder doch etwas anderes? Erst ein Schriftzug löst das Rätsel und outet den vermeintlichen Kirchturm als Teil des örtlichen Bauhofs.
Aber bei mir ist nun „Schluß mit lustig“, mit Sinnieren und bequemen Spazieren. Bei der nächsten Gelegenheit muss ich rechts hinein und den Buchenwaldweg hinauf. Ein „Geschenk“ für meine überschüssigen Kilos und eine gleichzeitige Herausforderung für meine Kondition beginnt. So mag ich das.
Hier geht es für mich ein wenig ans Eingemachte. Auf den nächsten 500 Metern sind etwa 80 Höhenmeter zu überwinden. Mit einem gedanklichen „Challenge acceptet“ nehme ich die Steigung in Angriff und schaffe sie natürlich auch. Wenn auch mit ein paar Pausen. Für Fotos natürlich! Na gut, zugegeben, auch um meinen Puls und meine Atmung wieder in normale Bereiche zu bekommen.
Am Weg hier herauf ändert sich auch die Aussicht. Zwar tritt man etwa auf der Hälfte des Anstiegs in den Wald hinein (und hat dann keine Aussicht mehr) aber davor breitet sich ein schönes Panorama von darunter liegenden Neustift aus. Gefällt mir. Und ist einige Fotos wert.
Im Wald angekommen schlängelt sich der Weg hier weiter den Berg hinauf. Genauer gesagt, den Herrenberg. Und nach dem ersten Kilometer endet nun auch der Asphalt. Hier, bei einem Handymast, der schräg gegenüber aus dem Wald ragt, marschiere ich nun den Schotterweg links hinein.
Diesen Weg war ich bereits einmal gegangen, erinnere ich mich, als ich an einem Hof, in Alleinlage, vorbei wandere. Ja, vor etwa 3 Jahren. Bei meiner Neustift-Herrenberg-Tour. Aber damals in umgekehrter Richtung. Das war damals Tour 103. Und diese, Heutige, wird die Nummer 232 tragen. Wie die Zeit vergeht.
Auch dieser Abschnitt ist weiter ansteigend, aber am Ende dessen, bei etwa Streckenkilometer 1,5 ist „Land in Sicht“. Also nicht sprichwörtlich. Aber die Steigung hat ein Ende. Jetzt bin ich am höchsten Punkt der heutigen Route angelangt. Unschwer auch an zwei weiß gestrichenen Wegweisern zu erkennen. Der „Herr“ ist nun am Herrenberg angekommen.
Nun rechts abbiegen, meine ehemalige Streckenführung verlassend, geht es nun mehr oder weniger gemütlich bergab. Mehr, weil es abwärts geht. Und weniger, weil der Weg hier ein weniger befahrenden Feldweg ist. Steinig und teils mit höherem Gras ver- oder bewachsen. Wie man es halten mag.
Eine kleine Entschädigung folgt aber auf den geschundenen Wandererfuß: Rechts öffnet sich das Tal und gibt eine tolle Aussicht frei. Im Hintergrund die untergehende Sonne, ergibt das in Summe für mich eine richtig malerische Kulisse. Gefällt mir besonders und lässt das pochende Wanderer-Herz, diesmal ohne körperliche Anstrengung, gleich höher schlagen. Und natürlich ist das auch ein Moment für tolle Fotos.
Dieses Tal begleitet mich ein paar Minuten und sorgt bei mir weiterhin für gute Laune und einige Fotos. Und nach etwa 30 Minuten Gesamtzeit beginnt wieder der Wald. Hier muss ich einen Blick auf mein Handy werfen. Drei Wege liegen vor mir. Links und rechts weg zwei halbwegs begehbare Wege und in der Mitte ein unscheinbarer, der direkt in den Wald führt. War aber klar, dass es ebendieser ist, der meine weitere Strecke bildet.
Also rein in den finsteren Wald. Vielleicht begegnet mir ja Rotkäppchen. Oder der böse Wolf. Bei meinem Glück wohl Letzterer.
Und hier ist es wirklich finster. Und frisch. Die mitgeschleppte Jacke kommt nun zur Anwendung. Nun wieder besser „vermummt“ stampfe ich durch den tiefen Waldboden und versuche den Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Ab und zu muss ich über umgestürzte Bäume klettern oder einer gatschigen Suhle ausweichen. Also sind hier auch Wildschweine unterwegs.
Aber nicht nur das. Jetzt wird es richtig interessant. Der Weg endet quasi in seiner bis jetzt doch eher angenehmen Begehbarkeit und mutiert zur Dschungelversion dessen. Zwar ist es irgendwie ersichtlich, dass es weiterhin der zu gehende Weg sein muss, aber nun eben mit hüfthohem Gras und Unkraut. Ich erinnere mich nun wieder, wieso man unbekannte Strecken im Wald besser mit langer Hose absolviert.
Das hilft mir aber jetzt auch nichts. Umso dankbarer bin ich, dass der „Dschungelabschnitt“ nur etwa 50 Meter ausmacht. Die überstehe ich unbeschadet, trotz kurzer Hose. Ja sogar eine kleine Lichtung begrüßt mich danach. Mit Ausblick. Ich bin wieder im Reinen mit dem Forst.
Aber nur kurz. Denn schon abermals 50 Meter später, grinst sich der Wald eines, als er mich mit der „Erwachsenenversion“ von Dschungel konfrontiert. Hier ist es nun echt „zu“. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Man sieht zwar weiterhin den Weg, der hier irgendwann mal ein wenig ausgebaggert wurde. Aber das Unkraut ist hier tatsächlich dicht. Und teils schulterhoch. Die Natur hat sich diesen Weg vollends zurückgeholt.
Ausweichmöglichkeiten sehe ich auch keine. Also Augen zu, bzw. extra auf – und durch. Einen Schritt vor den anderen setzend. Mit dem Ellbogen das Unkraut ein wenig zur Seite drängend. Darunter auch „wundervolle“ stachelige, wilde Brombeer-Ranken. Das macht so richtig Spaß! Sarkasmus off.
Bilder gehen durch meinen Kopf. Hatte ich doch erst unlängst etwas von diesem Riesenbärenklau gelesen. Der sich immer mehr bei uns ausbreitet. Und die Haut verätzt. Und ich bin mit kurzer Hose hier im Dickicht unterwegs. Aber der wird sich jetzt nicht extra hier ansiedeln, mitten im Wald. „Günther. Positiv denken!“, ermahne ich mich selbst.
Und da ja bekanntlich alles ein Ende hat (außer der Wurst, die hat ja zwei plus eins) war auch dieser Abschnitt mit einem Ebensolchen gesegnet. Ein paar Kratzer an den Beinen hatte ich mir zwar eingefangen, war aber weitgehend schadlos davon gekommen. Nun trat ich aus dem Dickicht und dem Wald heraus und stehe vor einem Kellerstöckl, samt Weingarten.
Ein, für burgenländische Wanderverhältnisse, richtiges „Survival-Abenteuer“ lag nun schon hinter mir. Dabei waren erst 40 Minuten auf meiner heutigen Wanderung vergangen. Und die Sonne ging langsam aber sicher über dem Horizont unter. Ich musste mich also sputen, um nicht in die Nacht hinein zu wandern.
Mein Block auf das Handy verriet mir, die restliche Strecke sollte keine gröberen Überraschungen mehr bereit halten und einfach zu bewältigen sein. Immerhin ein Hoffnungsschimmer. Also auf geht’s.
Weiterhin, nun mit flotterem Schritt, abwärts wandernd, biege ich bald darauf kurz links hinein, ein kleines Waldstück noch bergab und finde mich, halbhoch in Hanglage, auf einer asphaltierten Straße wieder. Das gefällt mir.
Unten im Tal liegt ein einzelner Bauernhof. Und die Mischung aus dem Gehöft, den umliegenden Wiesen und dem gegenüber liegenden, bewaldeten Hügel ergibt wieder mal eine so richtig südburgenländische Kulisse. Das ist eines der Dinge, die ich am Südburgenland so liebe. Die Landschaft ist einfach nur schön.
Rechts weg nun weiter marschierend geht es nun weiter hinunter ins Tal. Vorbei an einer schmucken, gepflegten Siedlung. Die kannte ich auch noch nicht. Liegt hier ein wenig versteckt im Tal, ist aber wirklich schön. Vor allem die Arbeit die hier offensichtlich in den Vorgärten, oder den teils installierten Steinmauern steckt, bemerkenswert. Da steckt Herzblut drinnen.
Mein Herzblut pumpt sich weiterhin durch meine körperlichen Autobahnen, während ich am südlichsten Punkt der heutigen Tour auf die Bundesstraße hinaus trete. Nun ist es bereits ziemlich dunkel und ich „feiere“ nach 50 Minuten und ca. 3,5 Kilometern Halbzeit auf meiner Route.
Naja, nicht ganz, es sind ja nur mehr knapp 3 Kilometer bis zu meinem Ziel. Also schon ein wenig mehr als Halbzeit. Und zum „feiern“ bleibt keine Zeit. Über die Straße drüber und auf der anderen Seite die Gasse hinein. Ein Schild weißt mich auf einen Buschenschank hin, der offensichtlich auf meiner Route zu liegen scheint. Keine Zeit!
An der nächsten Weggabelung halte ich mich rechts und bin jetzt wieder Richtung Norden unterwegs. Angenehm, auf Asphalt gehend, passiere ich die Häuser der hier liegenden Siedlung. Rechts von mir sucht sich der Lahnbach seinen Weg. Scheint auch ein „Wanderer“ zu sein.
Nach 1 Stunde und 10 Minuten Wegzeit muss ich an einer Kreuzung abermals rechts abbiegen. Das sagt mir min Handy via Routenplaner. Wobei es aber auch sagt: „Du kannst hier auch geradeaus weiter gehen, nur kommst du dann vermutlich erst mitten in der Nacht nach Hause …“, manchmal mag ich mein Handy nicht so.
Hier führt der Weg nun auf Schotter weiter und durch bewaldete Abschnitte, direkt neben dem Lahnbach entlang, nach Neustift zurück. Für die jetzige Tageszeit, weitgehend unspektakulär. Ich konzentriere mich vor allem darauf, im Zwielicht keine Lacke und Steine zu übersehen. Die Landschaft rundherum ist nun nicht mehr wirklich gut zu erkennen. Da sieht mein Handy noch mehr, dank Belichtung.
Ein paar Fotos schieße ich aber dann doch weiterhin. Und versuche, dabei das Handy extra ruhig zu halten. Steht ja auch so drauf, wenn es grade im Belichtungsmodus ist: „Still halten!“. Mache ich. Und denke dabei, weit hab‘ ich es gebracht. Jetzt mache ich schon, was mir eine Maschine anschafft. Aber was tut man nicht alles für schöne Bilder.
Bei 5,7 Kilometer oder 1 Stunde 16 Wegzeit trete ich wieder auf Asphalt. Hier kommt von links der Güterweg „Neustift-Poppendorf“ herunter. Diesen wandere ich nun entlang und sehe bereits die beleuchteten Häuser von Neustift vor mir.
Bald bin ich auch an der Ortstafel vorbei und spaziere, nun wieder besser gelaunt, über die Brücke in den Ort hinein. Meine Müdigkeit hält sich in Grenzen und deshalb plane ich kurzerhand einen kleinen „Umweg“ ein. Nicht geradeaus weiter und direkt zu meinem Fahrzeug zurück. Nein, links weg, bei Renatas Dorfstube vorbei, und die Gasse ein kleines Stück hinauf.
Nun rechts hinein in den Ringweg und den letzten kleinen Hügel in flottem Schritt „nehmend“ sehe ich auch schon wieder die Kreuzung beim Gemeindeamt. Und habe mit diesem kleinen Schwenker auch eine Verbindung zu einer bereits gegangenen Route hergestellt. „Heatmapping“ eben.
Aber nun ist es geschafft. Nach insgesamt 1 Stunde und 30 Minuten trete ich über die Brücke auf die Bundesstraße, quere dies und bin wieder bei meinem Auto angekommen.
Ziemlich verschwitzt, aber stolz, dieses „Survival-Abenteuer“ überstanden zu haben.
Und im Geiste höre ich grade Chuck Norris lachen: „Survival? Lächerlich … “ 🙂
Günther Schranz, 3. August 2024
Touralbum
Karte
Daten
Tour 232
▷ 6,5 km | △ 84 hm | ⌚︎ ca. 1 h 30 m
Strecke:
50/50 Asphalt/Feldweg
Tipps & Infos:
Lange Hosen anziehen!
Einkehrmöglichkeit(en):
Renatas Dorfstube
7545 Neustift/Güssing, Ringweg 27
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