Heute war wieder ein „Partnerschaftswalk“ angesagt. Auch Manuela hatte, nach etlichen Trainings am häuslichen Laufband, wieder Lust auf so richtig frische Luft. Und ich, nachdem ich vor ein paar Tagen wieder meine Wanderungen intensiver aufgenommen hatte, sowieso.
Einziges Kriterium: Unsere gemeinsame Tour sollte nicht zu lange und nicht zu steil sein. Manuelas Weg „zurück ins Leben“ verlief zwar stetig, aber schlussendlich doch langsamer als erwartet. Gut Ding braucht eben Weile. Nichtsdestotrotz. Im Webtool meines Vertrauens war schnell eine passende Route geplant.
Das Ziel unserer Reise war heute Kleinmürbisch. Der Osten des Bezirks Güssing war von mir noch weitgehend unbewandert und mit dieser Tour sollte zu unserer Großmürbisch-Runde vor ein paar Tagen, noch eine weitere hinzugefügt werden. Zuvor machten wir aber noch beim „Martin“ in Güssing Station. Der Hunger war zu groß und die Lust selbst zu kochen heute endend wollend.
Rundum satt und mit wohlgefülltem Magen fuhren wir zu unserem geplanten Startpunkt. Dieser erwies sich aber ohne adäquate Parkplätze in der Nähe. Was aber, ob der großzügigen Streusiedlungen und der Lage am Ortsende kein Problem war. Passende Plätze am Straßenrand gibt es hier immer.
Das Auto abgestellt, die Winterjacken angezogen und die Trinkflaschen verstaut. Jetzt noch den Tracker auf den Uhren auf „On“ – los ging’s. Allerdings langsam und behäbig. Die Idee mit dem ausgiebigen Menü davor war wohl doch nicht die Beste. Aber wie auch immer, wir waren am Weg.
Zunächst führt diese Route angenehm flach kurz an der Hauptstraße entlang, um gleich, bei der ersten Gelegenheit, in die Gasse links weg, abzubiegen. Nun wandern wir erstmal aus dem Ort hinaus. Vorbei an alten, sanierten Bauernhäusern, die als Wohnhäuser dienen und auch an nach wie vor intakten Höfen, an denen uns Kleintiere von der Innenseite an den Zaun entgegenkommen.
Das Wetter war heute zwar nicht das Beste, aber das kannte ich ja bereits. Unserer Stimmung tat das jedenfalls keinen Abbruch. Wir marschierten gut gelaunt übers Land. Hier ein Foto, da ein Scherz und dort eine Belustigung über dieses uns jenes. Wie um einen umgestürzten Hochsitz. Oder war es doch ein stilles Örtchen? Man weiß es nicht.
Bald sind wir an unserem ersten Highlight angelangt. Ein – wie soll es anders sein – Fischteich. Hier im Südburgenland gibt es ja Unmengen davon, wie ich mittlerweile durch meine anderen Wanderungen bestätigen kann. Aber leider sind viel zu viele davon rein privater Natur. So auch dieser. Keine Bänke zum Rasten, aber dafür das altbekannte Schild: Privatgrund, Betreten verboten.
Also nichts mit unserer geplanten kurzen Pause. Die Stimmung haben wir uns davon zwar nicht wirklich verderben lassen, aber unseren vollen Mägen war die verhinderte Pause auch nicht zuträglich. Tja, selber Schuld. Erinnert mich auch an eine alte Weisheit: „Nach dem Essen sollst du Ruh’n, oder tausend Schritte tun“. Nun gut, also jetzt Letzteres.
Nach dem Fischteich führt der Weg nun leicht ansteigend in den Wald hinein. Und nach wie vor angenehm zu gehen. Zwar war es heute ein wenig nasskalt und auch der Waldweg von Pfützen übersät. Aber der Grund auf den Fahrspuren erwies sich hier als geschottert, fest und bewanderbar.
Das änderte sich nach der nächsten Kurve. Eine lang gezogene Rechtskurve und dann sollten wir am zweiten Fischteich ankommen. Das taten wir auch. Und – so wie der erste – erwies sich dieser auch als reiner Fischteich ohne Tourismusfaktor. Wieder keine Bänke, aber dafür wieder ein Schild: Baden und Eislaufen verboten.
„Wie gerne wir jetzt gebadet hätten. Oder auf dem Eis gelaufen wären“, begannen wir mit uns selbst zu scherzen. Aber für das Erste war es schlichtweg viel zu kalt. Und für das Zweite fehlte das Eis, und natürlich unsere Eislaufschuhe, die wir erst kaufen würden müssen. Richtig „enttäuscht“ waren wir nun. Aber lachend.
Das Lachen verging uns allerdings relativ schnell, als wir, nach Check der weiteren Route, erkannten, das unser Weg nun weg von dem schönen Waldweg führen sollte. In den Wald hinein. Auf einem anderen „Weg“. Unser zweiter Blick auf die Routenplanung machte die Umstände nicht besser. Da mussten wir nun rein.
Der „Weg“ erwies sich als etwas, das sicherlich einmal die Bezeichnung Weg verdient hatte. Dieses „einmal“ war aber sichtlich schon einige Zeit her. Mittlerweile war aus dem Weg tiefer blätterbedeckter Waldboden geworden. Die ehemals sicher gut befestigten Fahrrinnen waren zwar noch schemenhaft zu erkennen, aber von angenehm zu gehen war das hier weit entfernt.
Hier war schon lange kein Fahrzeug mehr gefahren und sicher auch nur vereinzelt ein Mensch gegangen, wenn überhaupt. Wer sich hier aber offensichtlich wohlfühlte, waren Wildschweine und sicher auch anderes Wild. Gemeinsam hatten diese aus dem Weg eine quasi langgestreckte Suhle gemacht.
Und auf dieser Challenge waren wir nun unterwegs. Hinzu kam noch, dass der Weg hier auch anzusteigen beginnt. Mal mehr. Mal weniger. Aber dafür stetig. Unser voller Magen war jetzt unser geringstes Problem. Wir achteten vielmehr darauf, nicht auszurutschen, um nicht auf die Schnauze oder den Allerwertesten zu fallen. So schnell können sich die einen Probleme lösen und neue entstehen.
Jedoch versuchten wir, es positiv zu sehen. Ein Mehraufwand an Kraft bedeutet andererseits auch mehr Kalorien verbrennen. Aber dankbar waren wir den Schweinen deswegen auch nicht. Für Manuela bedeutete dieser Weg auch noch eine zusätzliche Herausforderung an Koordination. So war das nicht geplant. Einerseits hatte ich nun ein schlechtes Gewissen, aber andererseits hatte ich diese Wegbeschaffenheit, auf der Karte im Web, natürlich nicht voraussehen können.
Und drittens war ich mächtig stolz, als wir dann auch diesen, etwa 500 Meter langen „Wald-Matsch“ geschafft hatten. Manuela hatte nicht aufgegeben und sich langsam aber sicher durchgekämpft. Chapeau.
Endlich heraußen aus dem Wald wurden wir von einem herumtollenden, bellenden Hund begrüßt. Ein cremefarbener, langhaariger, sichtlich gut aufgelegter Hofhund machte brav, das, was er soll. Durch Bellen Leute melden, die sich dem Grundstück nähern. Und genau das waren wir auch jetzt gerade.
Mehr noch, wir wanderten quasi mittendurch. Aber wir waren exakt auf der Route am Planer unterwegs. Auch das kann einem hier im Süden des Burgenlands passieren. Nebst den bekannten Streusiedlungen sind auch viele Grundstücke hier nicht eingefriedet. Und so ganz ohne Zaun verschwimmen auch mal Grundstücksgrenzen. Und wenig begangene Wege bzw. Trampelpfade, wie hier, muten auch mal als Wiese an.
Der Umstand klärte sich aber hier, in unserem Fall, rasch auf. Unweit von unserem „Begrüsser“ sahen wir auch das Frauchen gerade im Garten werken. Auch sie hatte und bereits bemerkt und grüßte herüber. Weiter am Weg zu ihr spazierend unterhielten wir uns dann auch kurz. Sie entschuldigte sich für den Hund, was aber absolut nicht notwendig war. Er machte ja nur das Richtige, was ich ihr auch erklärte.
Jedenfalls verstanden wir uns gut und hatten ein paar Minuten kurzweilige Unterhaltung. Und der Weg? Der stimmte auch. Wie vermutet. Die Grundstücksgrenzen verschwimmen. Und manchmal auch die Wege. Nochmals grüßend und lachend verabschiedeten wir uns. Wir haben ja noch ein gutes Stück vor uns.
Und wir waren erst bei Kilometer 3,4. Der Waldweg hatte uns einen schönen Strich durch unsere Zeitplanung gemacht und uns auch einiges an Kraft abverlangt. Aber aufgeben war keine Option. Das sah auch Manuela so. Hinter uns lag bereits die Hälfte der ersten Steigung und in nicht allzugrosser Entfernung sollte sich eine Rastmöglichkeit bieten. Und der tiefe Weg war auch Vergangenheit.
„Ab nun ist die Strecke asphaltiert, bis zum Ziel“, versuchte ich uns beide zu motivieren. Und irgendwie wirkte das auch. Weiter geht’s. „Step by Step“. Wie im richtigen Leben. Hindurch durch die Siedlung, die hier heroben aus schönen Häusern besteht. Mit wachsenden Panoramablicken zwischendurch. Gefällt uns.
Und bald hatten wir auch die zweite Hälfte dieser Steigung geschafft. An der Straße oben angekommen, rechts weg eingebogen, marschierten wir nun über eine flache Straße dahin. Weiterhin begleitet von schönem Panorama. Mal auf diese Seite. Mal auf die andere. Jetzt hatten wir wieder richtig Spaß.
Ein quasi zusätzliches Geschenk wartete ein wenig später auf uns. An der nächsten Kreuzung. Eine nette Raststation mit Bänken und Trinkbrunnen beim Unterberg. Letzteres war für uns heute nicht von Belang aber Ersteres dafür umso mehr. Dankbar nahmen wir die Gelegenheit an und machten hier, bei Streckenkilometer 3,7, ein paar Minuten Pause. Mit tollem Ausblick übers Land.
Ein Blick auf das Handy verriet mir das wir nur noch eine kurze Steigung von vielleicht 150 Metern zu bewältigen hatten, dann würde unser weiterer Weg nur mehr bergab führen. Das waren auch für Manuela gute Nachrichten. Mit neuer Motivation setzten wir unsere Wanderung also nach etwa 10 Minuten fort.
Weiter auf dem Panoramaabschnitt der Tour, etwa 200 Meter die Straße entlang und dann links hinauf. Hier begann die besagte Steigung. Auch wenn diese nicht minder anstrengend war, so war sie dennoch wesentlich leichter und kürzer als der Waldweg zuvor. Und das Ende des Anstiegs, am Glockenberg, war auch schon von unten zu sehen. Alles Motivationsfaktoren, die diesen Teil unserer Wanderung erleichterten.
Am höchsten Punkt dieser Tour wartet hier heroben eine Kirche auf den Wanderer. Und ein kleiner überdachter Pavillon als Rastplatz. Mit toller Aussicht nach Nordosten. Bis in die Steiermark und ins Wechselgebiet. An schönen Tagen ist eine Pause hier sicher wärmstens zu empfehlen. Nicht aber an kalte Tagen wie heute.
Wir hatten schon gerastet und machten uns nun schleunigst weiter auf den Weg. Jetzt nur mehr abwärts, zum Auto zurück.
Die Gasse hinter der Kirche hinab spazierend, „begrüssten“ uns von linker Seite eine ganze Sippschaft Ziegen. Und deren Böcke. So ganz gewohnt scheinen sie Wanderer ja nicht zu sein. Zumindest schauen sie ziemlich verwundert drein. Mehr noch, sie verfallen bei unserem Anblick in eine Art Stockstarre. Und bewegen sich erst wieder als wir in „sicherem“ Abstand entschwunden sind.
Gleich danach erhalten wir ein „Gratis-Konzert“ in Form eines unablässig bellenden Hundes, der offensichtlich, hinter der Hecke des Grundstücks zu unserer Rechten, versteckt, seine Runden auf und ab sprintet. Und wie der bellt. Das tut uns schon in den Ohren, bzw. hinter den Hörgeräten (in meinem Fall) weh.
Unserer Route weiter folgend, war unserer Priorität – jetzt quasi eine Zeit lang „halbtaub“ – eher auf den schnellen Gang gerichtet. Es war mittlerweile auch richtig frisch geworden.
Eine lange „alleeartige“ Gerade entlang marschierten wir, an deren Ende, durch ein schönes Stück Wald hindurch, das jetzt gerade, von ein paar durch die Wolken hindurch blinzelnden Sonnenstrahlen, so richtig in den orange und rötlichen Tönen des Herbstes leuchtet. Wundervoll.
Nach diesem Stück eröffnet sich uns ein weiteres Panorama. Diesmal über das Tal wo auch unser Start bzw. Ziel liegt. Auf einer geschwungenen Straße spazieren wir auch dieses letzte Stück flott weiter bis zu unserem Vehikel und kommen kurz davor noch an einer schmucken Laube vorbei, die zum Rasten einlädt.
„Echt jetzt?“, frage ich mich. Hier hat wohl jemand besonders fiesen Humor. Nein, es ist erstens zu kalt und zweitens sind wir am Ende der Tour angekommen. Ein anderes Mal gerne. Im Sommer. Und quasi als Versöhnung entdecken wir auch gleich das passende Schild dazu: „Auf Wiedersehen in Kleinmürbisch“.
Dem ist heute nichts mehr hinzuzufügen. Schön war’s Kleinmürbisch. Wir sehen uns sicher wieder.
Günther Schranz, 21. November 2023
Touralbum
Karte
Daten
Tour 189
▷ 4,9 km | △ 96 hm | ⌚︎ ca. 1 h 20 m
Strecke:
Durchgehend Asphalt
Tipps & Infos:
Die Strecke ist durchaus herausfordernd aber auch aussichtsreich.
Die Anstiege nicht unterschätzen! Trinkflasche nicht vergessen!