Heute war der letzte Tag des Monats. Und diesen wollten wir nutzen, um unsere Statistiken noch ein wenig zu verbessern. Außerdem war das Wetter heute auch halbwegs „wanderbar“. Und ein Ziel war schnell auserkoren: Kemeten. Gleich unterhalb von Oberwart gelegen war passend für eine kleine, halbwegs flache Runde.
Hier hatten wir bereits im Herbst des vergangenen Jahres eine Tour absolviert. Damals allerdings ein wenig anspruchsvoller. Das wollten wir heute nicht. Die „schneidende“, kalte Luft bei erhöhter Anstrengung mochten weder Manuela noch ich. Deshalb musste heute eine weniger spektakuläre Tour her.
Nördlich von Kemeten, im Gewerbegebiet des Ortes, war schnell eine Runde gefunden. Hier, rund um den Kreisverkehr, entdeckt man schnell ein wenig Wald, viel Natur und einen Fischteich. Und für danach, im Falle des Falles, auch eine Einkehrmöglichkeit. Alles da. Parkplätze sind hier leicht zu finden. Entlang der Straßen sind genügend Parkbuchten vorhanden.
Also, Auto abgestellt. Tracker on. Trinkflasche eingesteckt. Los geht’s. Zunächst führt unsere Route zum Kreisverkehr und über diesen drüber. Auf der anderen Seite entlang des Tankstellen-Areals weiter. An diesem entlang, links in die erste Straße einbiegen und diese entlang. Nach 700 Metern Wegstrecke führt rechts ein Feldweg in den Wald hinauf. Das ist unsere Route.
Hier gehts nun gemütlich ansteigend in den Wald hinein. Und hier wartet auch gleich die erste und einzige Challenge auf der heutigen Tour: Beim Luftbild, bzw. der Satellitenaufnahme, war es nicht klar ersichtlich, ob der Feldweg auch tatsächlich zum Anschlussweg im Wald führen würde. Nun, wir werden es nun raus finden.
Und tatsächlich. Der Weg endet mitten im Wald. Ist aber nicht weiter schlimm. Die Botanik ist hier gnädig und kein Dickicht vorhanden. Und so ist der kurze, etwa 50 Meter lange Marsch, quer durch den Wald, zwischen den Bäumen hindurch, kein Problem. Gesagt, getan – schon stehen wir wieder auf festem Untergrund.
Hier halten wir uns nun links und wandern den geschotterten Waldweg entlang. An einer Christbaumplantage vorbei. Da fragen wir uns immer wieder: Für ein paar Tage im Jahr. So viele Bäume. Muss das wirklich sein?
Aber Tradition ist nun mal Tradition. Da ist Frau und Herr Österreicher manchmal ganz pingelig. Wir hatten dies früher auch, aber dieses Jahr vollkommen drauf verzichtet. Nun. Wir haben es auch ohne Christbaum „überlebt“. Und mussten dadurch weder Nadeln saugen noch Christbaum entsorgen. Vom Auf- und Abschmücken ganz zu schweigen. Aber – jeder wie er, sie, es mag.
Weiterhin stetig ansteigend führt unsere Route hier quasi schnurgerade weiter, auf einer Art Allee, durch den Kemeter Wald. Links von uns wird der Wald nun richtig moosig. Wunderschön. Sieht fast aus wie ein Märchenwald. Da müssen einige Fotos sein. Aber es ist hier auch grad ein wenig frisch. Januar eben.
Also flott weiter marschieren. Bald, etwa bei Kilometer 1,46, haben wir den heutigen „Gipfel“ erreicht. Beim höchsten Punkt der Route müssen wir nun links runter abbiegen. Weiterhin durch den Wald und auch weiterhin auf einem angenehm zu gehenden Schotterweg.
Rechtsseitig mutiert der Wald hier aktuell zum Chaos. Baumstümpfe wechseln sich mit quer liegenden Bäumen ab, auf einem Areal, das sichtlich gerodet wurde. Vermutlich eine Borkenkäfer- Maßnahme? Wir wissen es nicht und haben auch keine Muse es herauszufinden.
Vielmehr Motivation haben wir im Moment einen Schritt vor den Anderen zu setzen, um so rasch wie möglich aus dem kalten Wald raus zu kommen. Richtig „huschi“ wird es uns hier grad. Auch an den Bäumen zu erkennen, dass es sich bei diesem Abschnitt des Waldes nicht unbedingt um eine gemütliche, warme „Wellness-Stube“ handelt. Die Nordseite der Bäume sind allesamt von Moss bedeckt. Also ein richtiger Kältepunkt. Wohl besser für eine sommerliche Tour geeignet. Dann dürfte es hier richtig angenehm kühl sein.
Sei‘s drum. Wenn wir schon mal hier sind, wandern wir auch durch. Weiterhin bergab. Und bald haben wir auch dieses Stück geschafft. Der Wald liegt hinter uns. Und vor uns sehen wir – gleich nach einem verlassenen Haus, das an „Lost Places“ erinnert – die Bundesstraße. Bei Streckenkilometer 2,3 queren wir diese und marschieren auf der gegenüberliegenden Seite den Feldweg hinein. Hier würden wir nun bald bei einem Fischteich vorbei kommen.
Der Weg wird hier ein wenig weicher, aber dennoch angenehm zu gehen. Liegt vermutlich an der Talsohle. Mehr Wasser im Boden = weicher Weg. Und die Natur ringsum gibt uns recht. Wir wandern in einen Au-Wald hinein. Weitgehend naturbelassen, wild und schön. Hier müssen wir, bei einer alten Steinbrücke, nun links abbiegen.
Die Natur hier richtig in uns aufsaugend spazieren wir gemächlich weiter und kommen kurze Zeit später auch beim Fischteich an. Dieser erweist sich allerdings, ob der Einzäunung, nicht als „Highlight“. Aber immerhin eine Bank steht hier für müde Wanderer. Zu dieser Sorte zählen wir uns im Moment aber nicht. Die frische Luft tut das ihrige dazu. Keine Pause. Weiter geht’s.
Entlang des Zauns wandern wir weiter. Nördlich von und können wir zwischen den Bäumen das Gewerbegebiet erkennen. Dazwischen Wiesen und Felder. Und eine Stromleitung mit mächtigen Stützen. Zivilisation eben. Am Ende des Teich-Areals, nach einer S-Kurve halten wir uns links, Richtung Norden.
Nun führt die Route an der Strem entlang. Links vom Weg plätschert die Strem, die hier ein kleines Bächlein beschreibt, dahin. Kaum vorstellbar, dass dieses Bächlein ein paar Kilometer weiter südlich jährlich für Hochwasser und Überschwemmungen sorgt. Die Kraft der Natur. Und der Zuflüsse.
Dieser Streckenabschnitt ist eben und weitgehend angenehm zu gehen. Normalerweise. Beziehungsweise sicherlich im Sommer, wenn es nicht gerade 2 Wochen geregnet hat. Jetzt, im Moment, ist der Boden hier ein wenig tief. Und von Wildschweinspuren übersät. Da heißt es ab und an ein wenig nach links, ein wenig nach rechts ausweichen. So wird uns nicht langweilig.
Für Abwechslung sorgt auch ein Forstarbeiter, dem wir hier begegnen. Er ist gerade beschäftigt seine adaptierte Raupe zu servicieren. Dieses Konstrukt ist für mich auch neu. Eine handelsübliche Straßenraupe, mit einem Adapter statt der Schaufel. Am Ende des beweglichen Arms hängt das Schnittwerkzeug, dass man normalerweise auf einem Harvester findet. Sieht interessant aus.
Wir unterhalten uns ein wenig. Ein angenehmer Zeitgenosse, der Arbeiter. Dabei erfahren wir Wissenswertes über die Gegend, den Wald, die Arbeitsweise und schlussendlich auch über den Raupenumbau. Wandern bildet! Das weckt in mir Erinnerungen.
Auch ich habe drei Monate meines Lebens mit einer Tätigkeit im Forst verbracht. Dabei durfte ich selbst einen „Forwarder“ steuern. Das sind die Gerätschaften, die – nachdem der Harvester die Bäume gefällt und für die weiteren Arbeitsschritte vorbereitet hat – die Stämme zusammen sammeln und sie zu einem Lagerplatz transportieren, wo sie später der LKW abholt. An und für sich eine spannende und auch angenehme Tätigkeit in der beheizten Kabine.
Vor allem macht es am Anfang riesigen Spaß. Da fühlt man sich zurück versetzt in die Kindheit, wenn man am Pult den sensiblen Joystick bedient. Oder an die Jugendzeit, als wir immer wieder versuchten aus diesen gläsernen Automaten mit der Zange das größte Plüschtier raus zu fischen, was aber nie (oder wenn nur sehr selten und mit viel Glück) gelang.
Aber auf Dauer ist dieses „Forwardern“ einsam. Sehr einsam. Alleine im Wald. Tag für Tag. Schlafen im Hotel- bzw. Pensionszimmer. Nach gut drei (Winter)Monaten (und zwei geplatzten Hydraulikschläuchen, die man auch selber in der Einsamkeit und Kälte reparieren darf, sofern dies geht) habe ich damals das Handtuch geworfen. Aber die Erfahrung bleibt.
Eine freundliche, wechselseitige Verabschiedung später sind wir auch schon wieder unterwegs. Weiter entlang der Strem, nach Norden. Unser Ziel liegt nun nur mehr etwa einen Kilometer vor uns.
Die finale Strecke verläuft dann weitgehend ereignislos, aber dafür mit kurzweiligen Gesprächen.
Beim Auto angekommen ändern wir noch dazu das Vorhaben, dem Café-Espresso „8 Gramm“, unweit unseres Startpunktes, einen Besuch abzustatten. Das muss ein andermal sein. Heute ist es uns zu frisch und unsere Kleidung ein wenig durchgeschwitzt. Also, ab nach Hause in die warme Stube.
Und gleich mal ausprobieren ob „8 Gramm“ tatsächlich die optimale Menge Kaffee, für eine Tasse ist.
Günther Schranz, 31. Januar 2024
Touralbum
Karte
Daten
Tour 199
▷ 4,3 km | △ 50 hm | ⌚︎ ca. 1 h 5 m
Strecke:
90% Feldweg | 10% Asphalt
Tipps & Infos:
Viel Natur & Fischteich
Einkehrmöglichkeit(en):
Café 8 Gramm
7531 Kemeten, Steinbrückl 7