Nach den zuletzt richtig stressigen, ereignisreichen Tagen und Wochen, wollten wir heute unbedingt ein wenig kürzer treten und den Sonntag für ein wenig Ausspannen und Relaxen nutzen. Und im Grunde genommen stand einzig und alleine ein Kaffee in Rauchwart am Programm.
Aber auf der Fahrt dorthin kam uns der Kunstpark in den Sinn. Besuchen wollten wir ihn ja schon quasi „ewig“. Aber gemacht hatten wir es bis dato noch nicht. Mal hatte uns die Zeit dazu gefehlt. Ein anderes Mal die Muse. Aber der heutige Sonntag, mit dem dazu noch fast perfekten Wetter war perfekt dazu geeignet. Also bog ich in Rauchwart ab und steuerte unser Vehikel nach Olbendorf.
Angekommen im Ort richteten wir uns nach den, nicht zu übersehenden, Hinweisschildern und waren bald darauf vor Ort. Wo wir gleich ein wenig enttäuscht waren. Parkplätze? Mangelware. Also drehten wir noch eine Runde mit dem Auto, aber wir fanden keine. Also wieder zurück.
Immerhin ist gleich neben dem Eingang sowas wie ein Parkplatz vorhanden. In Form eines gepflasterten Gehsteigs. Da passen immerhin zwei PKWs hin. Wenn gerade keine Fahrräder am Fahrradständer geparkt sind. Wenn doch, eben nur einer. Aber da aktuell keine Bikes hier stehen: Parkplatz gefunden.
Gleich beim Parkplatz findet man auch eine Übersichtskarte. Hier ist der Weg skizziert, den man beim Besuch zurücklegt. Allerdings ohne Distanzangabe. Wer hier über ein wenig Ortskenntnisse verfügt, ist eindeutig im Vorteil. Ich hatte mir diese mittlerweile durch viele Wanderungen und viel „Karten lesen“ angeeignet. Meine Schätzung war in etwa ein Kilometer.
Und ob die stimmt, werden wir nun herausfinden. Auto abgesperrt, Tracker auf „On“ und schon gingen wir durch die kreative Drehtür am Eingang.
Im Inneren erwartet uns gleich eine gepflegte Parklandschaft, durch die sich ein gekiester Weg schlängelt. Gefällt uns. Und natürlich stehen hier auch, mal links, mal rechts des Weges, verschiedenste Skulpturen jeglicher Stilrichtungen. Kunst eben.
Gleich rechts beim Eingang ein erstes „Highlight“ (wenn ich das so nennen darf). Hier steht in lasziver Pose ein Männchen auf einem Sockel, der sichtlich großen Spaß daran findet, seinen Wasserstrahl genau in dem Moment loszulassen, wenn der Besucher hier vorbei spaziert. Zumindest verrät das sein Gesichtsausdruck.
Und woher der Wasserstrahl kommt, dürfte – frivolen Gedanken folgend – logisch erscheinen. Natürlich aus seiner Leibesmitte. Entspannt, das Becken nach vorne ausgestreckt, verrichtet er hier in exhibitionistischer Art und Weise sein Geschäft. Kunst eben. Uns beiden gefällt das jedenfalls.
Besonders der Moment als sich der Strahl (vermutlich durch Bewegungsmelder), beim Passieren, einschaltet, sorgt für einen Lachflash bei Manuela und auch meinereiner grinst in sich hinein. Kunst darf ja auch mal zum Lachen anregen. Und provokativ sein. Nein, sie muss. Wäre ja sonst langweilig.
Wir wandern nach diesem unterhaltsamen Auftakt weiter. Vorbei an weiteren Skulpturen, wie der „UHU für den Kunstpark“, oder ein sich selbst gießendes Grab (so meine Bezeichnung). Auch ein Schneemann weist uns die weitere Richtung. Und das mitten im Sommer.
Auf jeden Fall kurzweilig. Der Weg führt aus dem Park, ein kleines Stück ansteigend, in den angrenzenden Wald hinein. Angenehm und schattig, bei den heutigen, doch wärmeren, etwas „drückenden“ Temperaturen. Auch das gefällt uns beiden. Was uns allerdings jetzt nicht mehr so gefällt ist, das wir nicht mehr alleine sind.
Sie haben uns jetzt entdeckt. Die Blutsauger im Schatten der Bäume. Und umkreisen uns zuerst bevor sie sich gemütlich auf unserer Haut niederlassen und sich eine ausreichende Mahlzeit holen. Diese Gelsen haben mit Kunst höchstwahrscheinlich nichts am Hut. Maximal in Form von „Kunst ma a bissl Blut schenken…“
Wir spielen also den Wirt. Widerwillig. Und absolut nicht ohne Gegenwehr. Aber unsere Erfolgs- bzw. Tötungsrate hält sich in Grenzen. Zu schnell sind die Viecher und zu langsam die sonntägliche Reaktion unserer Hände. Was soll’s. Einfach hinnehmen und ab und zu mal hinschlagen. Und den Fokus weiterhin auf die Kunst lenken, auch wenn es gerade extra mühsam ist.
Unser Spaziergang durch den Kunstpark-Süd führt uns weiter durch den Wald. Über einen, mal mehr, mal weniger geschotterten Waldweg. Und dann über einen metallischen Steg. Oder Brücke. Mitten auf der Brücke teilt sich der Weg. Links geht es zum „Spielplatz“. Ein kleines Areal mit diversen Fantasiefiguren, wie Drachen, etc. das offensichtlich eher für Kinder gedacht ist.
Im Geiste sind wir zwei sicher noch Kinder (und das ist auch gut so), spielen wollen wir jetzt jedoch nicht. Unser ungebetenen „Begleiter“ wollen dies aber nach wie vor. Mit uns „spielen“. Wir aber nicht. Nicht am Spielplatz. Nicht mit uns. Also, nach ein paar Fotos, spazieren wir geradeaus weiter.
Und stoßen wieder auf zwei weiterführende Möglichkeiten. Abermals geradeaus oder links? Da kam mir die Info-Tafel vom Eingang in Erinnerung, auf der ein Weg mit „Sackgasse“ verzeichnet war. Das muss dieser nun sein. Also geradeaus weiter, um auch diesen Bereich des Kunstparks kennen zu lernen.
In weiterer Folge stoßen wir auf moderne, hier installierte „LED-Streifen“ am Wegesrand, auf denen in laufender Form surreale Geschichten zu lesen sind. Wir hätten diese gerne zu Ende gelesen, aber die Gelsen leisteten uns nach wie vor, loyal und dem verlockenden Blute treu, Gesellschaft.
Also weiter. Vorbei an vielen kleinen Herzen, die uns zu einem wesentlich größeren, „blutenden Herz“, führen. Eine Botschaft zum Nachdenken. Und just in dem Moment, als wir unseren Tiefsinn auspacken wollten und in Gefahr liefen, ins Grübeln zu geraten, entdecken wir, gleich gegenüber, auf der anderen Seite des Weges die „Urbrust der Mutter Erde“.
Dabei handelt es sich um ein betoniertes Konstrukt auf einem wohlgeformten runden Hügel. Was dies darstellen soll, erklärt bereits der Name hinlänglich. Die Ausführung selbst entlockt uns aber wiederum ein Schmunzeln. Auf der Spitze des schönen, runden Hügels finden wir Pflastersteine als Warzenvorhof und eine runde Betonkugel als Warze selbst. Richtig „Urbrust“ eben. Kunst darf.
Noch ein Stück weit weiter wandernd, endet der Weg hier bei einer weiteren Skulptur, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sich eine Bank befindet. Zum Rasten. Als Unterstützung für die Gelsen. Damit Mensch sich nicht so viel bewegt. Wir machen genau Gegenteiliges und bewegen unseren Hintern wieder zurück des Weges bis zur Brücke. Extra leicht möchten wir es den kleinen Vampiren nun auch nicht wieder machen.
Abermals angekommen an der Weggabelung halten wir uns nun rechts. Auf den nächsten, etwa 50 Metern, wandern wir an der „Versunkenen Glocke“ vorbei. Die Geschichte dazu finden wir gleich daneben, in Form eines Messingschildes auf einem Stein. Lesen? Nein! Priorität: Gelsenflucht!
Weiter wandern wir beim „Urstuhl“ vom Lutz (den Namen hab ich selber vergeben) vorbei. Dieser ist, im Gegensatz zu seinem, weithin bekannten, Pedant aus der Werbung, nicht knallrot. Sondern besteht aus natürlich rot-rostigen Eisengittern. Mit einem Polster auf der Sitzfläche. Auf der man vermutlich nicht sitzen kann. Aber was weiss ich schon, ich hab es ja auch nicht probiert. Wäre sicher ein tolles Foto geworden. Jetzt, als ich das schreibe, ärgert mich dies ein wenig. Notiere: Probieren, beim nächsten Mal.
Vorbei an einer weiteren rostigen Metallplastik wären wir nun an der nächsten Biegung des Weges angekommen, auf der wir, laut Plan eigentlich nach links abbiegen sollten. Aber das Gras ist hier auch rechts, den Weg hinauf schön gemäht. Das macht uns neugierig. Oder zumindest mich. Manuela möchte lieber links, zum Ausgangspunkt zurück. Die Gelsen!
Mein männlicher „Sturschädl“ setzt sich durch (und appelliert mit Argumenten der Bewegung und des Entdeckungsdrangs). Außerdem konnte Etwaiges, zusätzlich zu Entdeckendes, ja nicht so weit entfernt liegen. Und wenn dem so wäre, würden wir nach 100 Metern wieder umdrehen. So, unser Deal.
Unsere „gemeinsame“ Entscheidung wurde bereits kurze Zeit später belohnt. Der Wald lichtet sich vor uns und gibt den Blick auf ein wunderschönes Platzerl frei. Ein wirklich schön gepflegter Fischteich. Mit originellen Elementen (wie zum Beispiel kleinen Buddha-Statuen) und einer kleinen Hütte mit Veranda. Sieht aus wie aus einem Märchenbuch.
Sieht aber auch aus wie Privatbesitz. Obwohl das Areal jetzt nicht extra eingezäunt ist, oder zumindest ein Schild auf die Verhältnisse hinweist. Meine Meinung verfestigt sich beim Nachdenken noch mehr, weil dieser schöne Ort nirgendwo, in irgendeiner Weise, beworben wird. Neben der Hütte ist ein PKW geparkt. Also muss jemand vor Ort sein, bei dem man sich weitere Infos holen kann.
„Hallo!“, ich versuche unsere Anwesenheit kundzutun. Keine Antwort.
Ich versuche es abermals, diesmal ein wenig lauter: „Haaallooo!“
Aus der Hütte tritt ein Mann auf die Veranda. Mögen tut er dies nicht gerade, so hat es den Anschein. Vielleicht mag er die Gelsen auch nicht, vor denen er sich in der Hütte mittels Insektenschutzgitter schützt? Oder ist es die Hitze des Sommernachmittags? Dennoch bemüht er sich zu lächeln.
„Hallo.“, grüßt er uns freundlich.
„Hallo, entschuldigen sie die Störung. Ist das hier Privatbesitz?“, frage ich ihn und er beantwortet es mit einem kurzen „Ja.“
„Dürfen wir dennoch eine Runde um den Teich gehen?“, frage ich weiter. Er antwortet durchaus freundlich: „Ja klar!“ Aber bevor er wieder in seiner Hütte verschwindet, setze ich nochmals nach: „Dürfen wir auch Fotos machen?“
„Gerne!“, und schon ist er wieder im Schatten seiner Residenz verschwunden.
Seine Eile ist aber auch verständlich. Es ist mittlerweile wirklich heiß und die Gelsen sind hier besonders „anhänglich“ und zahlreich. Das hält uns aber nicht von unserer Runde ab. Denn, wenn wir schon mal da sind. Und hier ist es ja auch wirklich schön. Auch Manuela gefällt es sehr.
Die Runde ist, ob der überschaubaren Größe des Teichs aber in Minuten erledigt und einige, oder besser gesagt viele, Fotos später sind wir auch schon wieder am Feldweg, zurück durch den schattigen Wald. Mittlerweile bin ich selbst aber auch froh, wenn wir wieder beim Auto sind. Die ungewollte Anwesenheit der Blutsauger ist nur mehr nervtötend.
Positiv ist nun aber, dass der restliche Weg nur mehr bergab geht und großteils durch den kühlen Wald führt. Wir passieren die Eisenskulptur, an der wir vorher abgebogen sind, und marschieren weiter, quasi „immer der Nase nach“ und kommen auch wieder am Spielplatz vorbei, diesmal von der anderen Seite.
Auf dem letzten, finalen, Abschnitt der „Kunstpark-Runde“ sind noch weitere drei Skulpturen zu begutachten. Eine davon, ein kunstvoll zusammengeschweißtes Ensemble aus Rohren, sieht besonders kreativ aus. Die beiden anderen sind nicht weniger schön, haben aber eher den, oft „Kunst-Typischen“, „zum Nachdenken“ Charakter.
Das Auto bereits in Sicht tut sich plötzlich noch ein letztes „Hindernis“ vor uns am Weg auf. Klein aber oho. Und manchmal nicht zu unterschätzen: ein Hahn. Und seine Gefolgschaft in Form von Hennen. Wir kommen näher. Er weicht nicht von der Stelle. Noch näher. Er zuckt und scheint unschlüssig. Und bei unseren nächsten Schritten entscheidet er sich dann doch, keine Gesellschaft mit uns machen zu wollen. Gute, weise Entscheidung. So wahrt er sein Gesicht vor seinem Volk und wir haben keinen Extra-Stress.
Beim Auto angekommen sehen wir noch die Möglichkeit, links in eine Art Hof (oder ein Gebäude?), hinein zu gehen. Der Wegweiser weist auf einen „Freiraum“ hin. Hier drinnen sind auch einige Autos geparkt. Nein, wir entscheiden uns jetzt dagegen. Möchten wir nun heute nicht mehr begutachten.
Unser Kaffee „wartet“ schon im Seerestaurant in Rauchwart und schliesslich gilt:
Hat uns gefallen, der Kunstpark-Süd. Auch mit Fischteich. Aber wenn zukünftig geht, ohne Gelsen. Was hier aber wohl (zumindest im Sommer), beim Wunsch bleiben wird.
Günther Schranz, 7. Juli 2024
Touralbum
Karte
Daten
Tour 227
▷ 1,4 km | △ 23 hm | ⌚︎ ca. 25 Min
Strecke:
Schotter- bzw. Feldweg
Infos:
Gelsenschutz kein Nachteil
Einkehrmöglichkeit(en):
In Rauchwart (nächster Ort):
Seerestaurant Rauchwart
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