Bei meinen letzten Touren in der Gegend war mir das eine oder andere Entdeckungswerte in Eberau aufgefallen, also lag es für mich nahe, mir das näher anzusehen. So entstand diese quasi „ad hoc“-Tour durch die Natur und Gassen von Eberau.
Bisher hatte ich, bzw. hatten wir, ja nicht allzu viel vom Ort gesehen. Die Kirche war da noch das Imposanteste. Weil das Wasserschloss kann man ja leider kaum sehen. Einerseits weil das Betreten, da Privatbesitz, nicht möglich ist. Und andererseits sind selbst Blick aus der Ferne, durch das dichte Blätterwerk der Bäume im Sommer, ein sinnloses Unterfangen.
Und genau bei diesem Schloss wanderte ich nun wieder vorbei. Gestartet war ich am Hauptplatz in Eberau. Dort findet man auch genügend Parkmöglichkeiten für den PKW. Und an der Kirche vorbei gleich rechts rein beim Schloss, führt nun mein Weg an der Schlossmauer entlang.
Hier marschiere ich bis zur Holzbrücke nach vor, die über den Rodlingbach führt. Biege aber vor der Brücke nach links weg. Hier führt ein Feldweg um das Schloss herum. Zumindest laut Karte. Und vielleicht erhasche ich von irgendeiner Stelle einen besseren „Schlossblick“? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Links eine hohe Hecke, rechts der Rodlingbach, wandere ich am Ufer Richtung Süden bis der Weg abermals einen „Knick“ nach links macht. Den mache ich mit. Nun geht’s an Wiesen und Feldern vorbei übers Land. Ab und zu auch Hecke und Gebüsch.
Und plötzlich: Tatsächlich! Kurz öffnet sich die Hecke links und auch die Bäume stehen hier nicht ganz so dicht beieinander. Von hier kann man tatsächlich ein wenig „mehr“ vom Schloss erkennen. Wenn es sich auch nicht in seiner vollen Pracht präsentiert. Immerhin die schemenhaften Umrisse und die Spitzen der Türme kann man von hier aus bestaunen. Das sind mir natürlich ein paar Fotos wert.
Eine erste Entdeckung hatte ich also auf meiner Forschungsreise bereits gemacht: einen „neuen Schlossblick“. Voller Motivation marschierte ich also meine Route weiter. Nun durch viele Maisfelder hindurch. Dann abermals links abgebogen und Richtung Norden wandernd. Hier, nun am Zaun des Schlossgeländes angekommen, schließt sich auf der Karte nun fast der beschriebene „Routen-Kreis“.
Und hier waren wir auch schon gewandert. Bei unserer ersten, kleineren „Schloss-Umrundung“. Heute gehts aber für mich in die entgegengesetzte Richtung weiter. Zur Bundesstraße. Also rechts weg, dann bei den alten Zollhäusern bzw. dem Rohbau einer aufgegebenen Baustelle mit „Lost-Place“-Charakter vorbei, nach links die Gasse rein.
An der Bundesstraße, die hier vom Ort hinaus (oder hinein) führt, biege ich rechts weg, Richtung Ortsende, um bei der nächsten Möglichkeit gleich wieder rechts einzubiegen. Hier führt eine Gasse zur Grenze und im Halbkreis weder zurück. Mal sehen, ob es da auch was zu entdecken gibt.
Natur. Viel Natur. Felder, Sträucher Bäume. Und am südlichsten Punkt des Halbkreises kann ich, an der Staatsgrenze entlang marschierend, ein paar Relikte des ehemaligen „Eisenernen Vorhanges“ ausmachen: eiserne Stangen, die aus dem Boden ragen.
Vermutlich war hier eine Schranke oder ein Zaun festgemacht. Das war es dann aber auch schon. Wobei, am Rückweg zur Straße spaziere ich an der Pinka entlang und finde zumindest ein paar schöne Motive für die Fotosammlung vor. Eine kleine Ausbeute, aber immerhin.
Wieder an der Bundesstraße angekommen, wandere ich rechts weg über die Pinkabrücke, um danach wieder gleich rechts in die „Pampa“ abzubiegen. Hier steht einer der typischen „Öko-Land“-Bögen, die, verteilt über das Südburgenland bzw. speziell den Güssinger Bezirk, immer eine besondere Stelle markieren.
In diesem, jetzigen Fall, scheint es sich um eine Art „Way of Water“-Weg zu handeln. Frei nach James Camerons „Avatar“ Teil 2.
Ein ehemaliger Themenweg. Jedoch brandaktuelles Thema: Mähen, streichen, reparieren …!
Auf Infotafeln finde ich hier in regelmäßigen Abständen Informationen rund um die naturkonforme Bebauung von Wasserläufen. Scheint mal ein grosses Projekt gewesen zu sein. Denn mittlerweile sind die Tafeln alles andere als neu, oder gepflegt. Manche bereits umgefallen, ohne wieder aufgestellt worden zu sein. Abermals eine Art „Lost-Place“-Charakter. Und der Weg selbst scheint auch nicht mehr oft gemäht und oder serviciert zu werden. Aber zumindest kann man das meiste auf den Tafeln noch lesen. Bildung ist also möglich. Wer’s mag.
Durch teils hohes Gras erreiche ich dann den südlichsten Punkt dieses Zipfels. Auf der Straße nach „Szentperterfa“. Der Ort, bereits in Ungarn liegend, ist in etwa 500 Metern Entfernung zu erkennen. Ebenso die Überbleibsel des österreichisch-ungarischen Grenzüberganges. Da möchte ich jetzt aber nicht hin. Mein Weg führt links weg. Die besagte Straße entlang bis zur nächsten Wegkreuzung. Hier wartet ein geplantes Highlight der Tour: Eine Marienstatue mit einer kleinen Bank. Zeit für eine Pause.
Ich schnalle also meinen Trinkgürtel ab und genieße die Aussicht übers flache Grenzland. Zum vollkommenen Genuss fehlt in diesem Moment aber ein wenig die Temperatur. Es ist ganz schön windig heute. Da pfeift es richtig durch.
Und ich bin verschwitzt. Keine gute Mischung für eine längere Rast. Also bin ich kurze Zeit später, nach einer Zigarette (jaja, die Sucht …), auch schon wieder unterwegs auf meiner Tour.
Die nun die Straße zurück nach Eberau führt. Rechts weg wäre es Richtung Bildein gegangen. Da waren wir schon gewandert vor ein paar Tagen. In entgegen gesetzter Richtung, von Bildein kommend. Auch eine schöne Überland-Strecke mit „viel Gegend“.
Aber heute gehe ich geradeaus weiter, meine „Entdeckungstour“ fortsetzend. Die Bäume an der linken Seite bieten mir, auf diesem Abschnitt der Strecke, auch ein wenig Schutz vor der frischen Brise. Gefällt mir.
Über die Pinkabrücke drüber (wo natürlich ein paar Fotos Pflicht waren) erreiche ich kurze Zeit später auch schon wieder Eberau.
Im Ort abgekommen halte ich mich rechts und biege, nach der Ortstafel, in eine Gasse rein. Den Süden hatte ich geschafft. Nun wollte ich den Norden von Eberau erkunden. Außerdem hatte ich auf der Karte einen Teich oder Ähnliches ausgemacht. Den wollte ich mir auch anschauen.
Hier wanderte ich nun, wieder in der Zivilisation angekommen, an alten und neuen Häusern vorbei. An einer, im modernen Stil errichteten, Schule, samt gepflegten Sportanlagen, auf denen noch Fußbälle, vom letzten Training, herumlagen, vorbei. An, ebenso modernen, Wohnsiedlungen und einer kleinen Blockhütte vorbei.
Die Fenster der Hütte sind eingeschlagen aber die weiße Kunststofftür neu. Sieht irgendwie bizarr aus. Wobei die Hütte selbst in einem guten Zustand ist. Mit neuem Rauchfang. Und Balkon.
Ich frage mich, ob man die kaufen könnte. Und dann irgendwo anders wieder aufbauen kann?!? Würde für 2 Personen gerade reichen. Und unser Junior ist ja bald 18 und zieht dann aus. Hinaus in die große, weite Welt und hinein ins junge Leben.
Und für uns zwei, Manuela und mich, würde die Hütte reichen. Mal schauen und drüber quatschen. Was Manuela dazu sagt. Und schlussendlich haben wir ja auch noch unser Haus. Das müssten wir dann verkaufen. Beim Wandern kann man sichtlich viel nachdenken …
Versunken in derartiges Gedankengut „wache“ ich erst wieder an einer Tafel auf: Betreten auf eigene Gefahr. Das interessiert mich. Sowas klingt für mich immer abenteuerlich. Ein Blick auf die Karte. Das hier muss der Teich sein. Perfekt.
Durch eine gemähte Wiese, oder besser gesagt „Anlage“, marschiere ich die paar Meter rüber zur Teichanlage. Hier gibt es sichtlich noch mehr zu entdecken. Ein alter Pferdewagen steht am Fuß eines Hügels. Dieser entpuppt sich ein wenig später als eigens dafür angelegt.
Eine Art riesige, begehbare „Kräuterspirale“. Und darunter, am Fuße dieser, sind rundherum Bäume angepflanzt. Jeder mit eigenem Info- und Widmungsschild. Hier führt auch ein Weg hindurch nach hinten, zum Teich, den ich nun entlang spaziere.
Eine Sitzgruppe präsentiert sich kurz vor dem Pfad, der zum Teich selbst hinunter, bzw. hinüber führt. Eigentlich steht sie ja keine fünf Meter vom Ufer. Was ich dann sehen darf, gefällt mir außerordentlich.
Ein wunderschön angelegtes Biotop. Ein Steg der etwa 10 Meter hinaus führt.
Und viele Tiere, die das Leben hier sichtlich genießen. Als ich den Steg betrete, hüpfen 3 Frösche davon, die sich offensichtlich in der Sonne hier, am warmen Holz, gewärmt hatten. Und ringsherum die verschiedensten Laute.
Hier mache ich nun richtig Pause und sauge die Stimmung in mich auf. Der Teich, die Kräuterspirale, die Anlage – ein neuer „Magic Place“ ist entdeckt. Tja, unverhofft kommt oft. Und natürlich erklimme ich nach der Pause auch den Hügel der Spirale.
Am Gipfel angekommen habe ich eine schöne Aussicht auf das sich unter mir ausbreitende Land ringsherum. Da sind Fotos Pflicht. Und auch ein paar Selfies. Und ja ich weiß, an meinem „Selfie-Blick“ muss ich noch arbeiten.
Dieser Ort ist ein wirklich schönes Platzerl. Hier wäre ich gerne länger geblieben. Aber meine Erkundungstour geht weiter. Vom Teich weg, weiter Richtung Norden, den Weg entlang. An der nächsten Kreuzung biege ich dann, westlich, nach links weg.
Die, am Horizont vor mir liegenden Weinberge im Blick, wandere ich auf der Kuppe eines künstlich angelegten Dammes entlang, der vermutlich dem Hochwasserschutz dient. Findet man hier im Südburgenland übrigens vielerorts. Nach den vermehrt aufgetretenen Überflutungen in der jüngeren Vergangenheit, wurden in den letzten Jahren diese Barrieren errichtet. Aber immer mit Bedacht auf eine natürliche Optik, samt Integration in die Umgebung.
Kurze Zeit später sagt mir mein Handy aber schon wieder: recht abbiegen. Ich habe nun den nördlichsten Punkt meiner Route erreicht. Nun geht es wieder zurück nach Eberau. Die finalen Kilometer meiner heutigen Tour.
Hier wandere ich nun wirklich flott dahin. Der Wind weht heute aus Süden und diesem bin ich nun vollends ausgesetzt. Teilweise muss ich sogar meinen Strohhut festhalten, um ihn nicht an den „Windgott“ (wie heisst der eigentlich?) zu verlieren. Hier zieht es nun so richtig durch.
Etwa 600 Meter später bin ich dann aber auch schon, vorbei an schmucken Gärten, wieder im windstilleren Ort, an der Brücke, zwischen Eberau und dem Ortsteil Kulm, angelangt. Mit Hut, versteht sich.
Nun muss ich links weg, über die Brücke nach Eberau hinein. Die Hauptstraße entlang. Und bald darauf, beim Feuerwehr- und dem Gemeindehaus, auch schon wieder rechts rein, zum Hauptplatz von Eberau.
Der schöne, naturnah angelegte, Park am Platz animiert so richtig zum Entschleunigen und Geniessen. Also spaziere ich noch gemütlich zwischen den Schatten der Bäume hindurch, mache einige Fotos von Bänken, der Mariensäule und dem Pranger, der hier als Relikt einer dunklen Vergangenheit, steht.
Und natürlich von der schönen Kirche am Ende des Parks, samt dem daneben stehenden Kriegerdenkmal. Muss sein. Der Vollständigkeit halber.
Aber nicht nur deswegen: Das gesamte Ensemble hier, diese Mischung aus Natur, Denkmälern und Kirche, diese Kreation aus Historischem und Gegenwärtigem, hat was und verdient es im Handy verewigt zu werden.
Das waren jetzt aber auch die letzten Fotos heute. Ich bin beim Auto angelangt und freue mich nun auf meine Melange im Café Crustulum.
Das ist ja quasi schon Tradition. Und Traditionen verpflichten bekanntlich. Vielleicht sogar mit einer Torte.
Schön war’s wieder mal. Wer eine angenehme, gemütliche Art zu wandern (oder spazieren) pflegt, ist hier, in der Gegend um Eberau, vollkommen richtig. Einfach ausprobieren. Und bei Gelegenheit sollte ich auf den flachen Wegen hier auch mal das Skaten versuchen. Die laden förmlich ein dazu. Mal sehen was die Zukunft so bringt.
Günther Schranz, 21. September 2023
Touralbum
Karte
Daten
Tour 178
▷ 8,5 km | △ 13 hm | ⌚︎ ca. 2 h
Strecke:
60% Feldweg | 40% Asphalt
Tipps & Infos:
Pause geniessen am Biotop
Hauptplatz Eberau
Einkehrmöglichkeit(en):
Café Crustulum